Anhang

Kyriale mit St. Galler Neumen

Da in St. Gallen das Kyriale bis ca. 1500 nur mit Neumen überliefert wurde, orientierte sich die Restauration des 19. Jahrhunderts in Solesmes zwangsläufig an den Fassungen aus anderen Gebieten Europas, in denen früher zur Liniennotation gewechselt wurde. Wenn man aber die Gesänge des Kyriale nach den Rhythmusangaben der St. Galler Neumen singen möchte, müssen die Melodien nach den wenigen ostfränkischen Fassungen restituiert werden, was in besonderen Fällen auch eine Rekonstruktion der Melodie umfasst. Die dabei verwendeten Handschriften sind am Ende der Ordinarien jeweils angegeben.

Die Gesänge ohne St. Galler Neumen wurden  mit Hilfe der ältesten Handschriften restituiert. Rhythmusangaben werden durch Neographie wiedergeben.

Ordinarium 1Lux et origo /Te Christe rex supplices
Ordinarium 2Kyrie fons bonitatis
Ordinarium 4Cunctipotens genitor Deus
Ordinarium 6Kyrie Rex genitor
Ordinarium 9Cum iubilo
Ordinarium 11Orbis factor
Ordinarium 12Pater cuncta
Ordinarium 14Pater Creator omnium
Ordinarium 15Dominator Deus
 Handschriften-Siglen

Deutsche Tropen zum Kyrie

„Wenn das Kyrie als Teil des Bußaktes gesungen wird, wird den einzelnen Rufen ein kurzer Texteinschub (brevis tropus) vorangestellt.“ (Ordo Cantus Missae 1972, Abschnitt II,2)

Nach dem Vorbild der mittelalterlichen Tropen – siehe Tropen zum Kyrie im Graduale Romanum hg. von Anton Stingl jun., St. Ottilien 2011 – wurden mit Hilfe der deutschen Texte im GOTTESOB 2013, Nr. 163 Tropen in deutscher Sprache erarbeitet.

Vorteile: Der letzten Zeile geht nun eine zweimal gesungene vorletzte Zeile voraus. Dadurch bekommt die melodisch abweichende letzte Zeile ihren ursprünglich Sinn als Kulminationspunkt wieder. Dass die Melodie der letzten Kyrie-Anrufung vorgesungen wird, erleichtert der Gemeinde den richtigen Vollzug des Gesangs. Gegenüber der ursprünglich achtzehn-teiligen lateinischen Form hat die gestrafftere Form nur zwölf Teile.

Melodie in GLVaticanaText in GL
104XVI – An Wochentagen163,1
108VIII – De Angelis163,2
113I – Lux et origo163,5
117aXVII C – An Sonntagen der Adventszeit163,2
117bXVII C – An Sonntagen der Fastenzeit163,4
121aXI B – Orbis factor (Friede)163,6
121bXI B – Orbis factor (Heilige)163,7
513XVIII B – Für Verstorbene163,8

Klagelieder des Propheten Jeremia

In der Liturgie werden an den “Drei Österlichen Tagen” der Karwoche in den Trauermetten die Klagelieder als Lesungen gesungen. Die hier vorgelegten Melodien der Klagelieder in deutscher Übersetzung entstammen der Vaticana bzw. einem Kodex aus Leon.

Der Text der Lesung am Gründonnerstag umfasst nur den Teil in der 1. Nokturn. Der Text der Lesung am Karfreitag wurde gegenüber dem Vorschlag in GL etwas gekürzt.

GLTagTextMelodie
304GründonnerstagKlgl 1,1-5Vaticana
307,6KarfreitagKlgl 3,1-9.22-23Leon
310,6KarsamstagKlgl 5,1-22Vaticana –
anderer Ton